Schwierigkeiten bei der Forschung

 

Grundsätzlich arbeitet man sich von einer bekannten Person ausgehend in den Matriken zurück. In den Taufmatriken sind normalerweise auch die Eltern eingetragen. Schwieriger wird es schon, wenn unter Mutter nur der Vorname steht oder womöglich überhaupt nur Eltern: Vor- und Zuname des Vaters „und sein Weib“. Aber wie gesagt in den meisten Fällen sind die Eltern genau benannt, ja sogar deren Eltern werden noch oft genannt. Damit kann ich also in den Taufmatriken weiter forschen. Was aber wenn die Eltern oder ein Elternteil in den Matriken dieser Pfarre nicht auftauchen. Da steht man dann also vor dem Problem zu raten in welchen Pfarren man vielleicht fündig werden könnte. Manchmal gibt es am Anfang der Kirchenbücher ein Namensverzeichnis (die Pfarrer haben jeden Familiennamen einmal verzeichnet und dazugeschrieben auf welchen Seiten überall dieser Name vorkommt). In diesen Fällen schaut man zunächst im Index nach und muß nicht das ganz Buch durchlesen. Aber wenn so ein Index nicht angelegt wurde bleibt nichts anderes übrig als Seite für Seite durchzuschauen. Allerdings, wenn man ein genaues Geburtsdatum hat, baucht man nur zu dem Datum gehen und nachschauen.

Etwas anders ist es mit den Todesdaten: wenn eine Sterbematrik vorliegt kann ich mich nicht immer auf die dabei häufig eingetragenen Altersangaben verlassen. Viele Leute wußten ihr eigenes Geburtsdatum nicht, sondern sagten halt sie seien so und so alt. Nicht selten stimmten diese Angaben überhaupt nicht und man ist besser beraten sie nicht ohne weiteres zu glauben sonst rechnet man ein Geburtsjahr aus das 6 Jahre nach der Hochzeit liegt (ist z.B. meinem Vater bei meiner UrUrGroßmutter passiert). In diesem Fall habe ich auf Grund der Geburtsdaten ihrer Kinder ein auf wenige Jahre genaues Geburtsdatum errechnen können.

Aber es gab noch ein Problem: in der inzwischen in Krumau gefundenen Todesmatrik stand geboren in Podebrad (Prag Umgebung). Also habe ich dort gründlich geschaut, aber weit und breit keine Eintragung einer Josefa Klofez gefunden. Auf Grund einer längeren Unterhaltung mit anderen Nachkommen (Martin Stummer) über diese Josefa Klofez, neige ich nun dazu anzunehmen, daß sie aus DeutschBrod stammt. Dort konnte ich aber noch nicht nachschauen.

 

Was tun, wenn die Eltern nicht bekannt sind: in den wahrscheinlichsten Pfarren die Geburtsmatriken durchforsten (Index erleichtert die Suche). Da die ärmere Gesellschaftsschicht häufig aus Geldmangel nicht heiraten konnte gab es natürlich viele ledige Mütter und damit meistens keinen Vater in den Matriken eingetragen.

(In Österreich begann bereits Kaiserin Maria Theresia in einem Hofdekret vom 20. Juli 1770 die Registrierung der unehelichen Väter im Sinne des Rituale Romanum zu regeln. Mit dem Patent Josephs II. vom Jahre 1784 wurde auch dieser Aspekt der Registerführung endgültig festgelegt. Um eine ungerechtfertigte gesellschaftliche Diskriminierung von Männern zu verhindern, durften die Väter unehelicher Kinder nur mehr dann eingetragen werden, wenn sie es selbst verlangten. Damit sollte die Aufnahme der Väter "bloß nach der Aussage der Mutter, nach einem ungefähren Rufe oder der Vermutung des Seelsorgers ..." verhindert werden).

 

Die alten (deutschen) Handschriften:

 

 FrakturGebTauf Über Jahrhunderte blieben die alten deutschen Hand- und Druckschriften in Gebrauch, bis die Nationalsozialisten deren Sütterlin-Schrift zum DownloadVerwendung untersagten. Es gab allerdings noch keine „Schriftsprache“. Jeder verwendete die Ausdrücke, die ihm gut erschienen und schrieb wie er es hörte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem Duden einen Standard schuf, setzte sich eine einheitliche Orthographie durch. Daher erscheint uns heute die Sprache von vor 400 Jahren merkwürdig bis unverständlich. Dazu gibt die österr. Nationalbank ein gutes Beispiel.

Im gesamten deutschen Sprachraum verwendete man die alten deutschen Handschriften, Kanzleischrift, Kurrent, Sütterlin und dergleichen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte die Allianz der Besatzer unter Federführung Frankreichs Hitlers Verbot dieser altgewohnten Schrift durch, um die Kontrolle der Post zu vereinfachen.

Und da wird man mit der Zeit zum Schriftsachverständigen, denn früher schrieben alle in  oder ähnlichen uns heute nicht mehr geläufigen Schriften. Und mit Handschriften ist das halt überhaupt so eine Sache - manche Klaue ist fast nicht zu entziffern und schnell geht es schon gar nicht. Aber wenn man in irgendeinem Archiv sitzt und nach Einträgen für bestimmte Personen sucht sollte es halt schnell gehen, weil man sonst nichts findet bevor die schon wieder zusperren. Auch hilft es nicht gerade, wenn manche Pfarrer alles Lateinisch schrieben. Und die diversen alten Ausdrücke unter denen wir uns heute überhaupt nichts mehr vorstellen können machen so manche Eintragung in irgendeiner Matrik oft unverständlich und man zweifelt dann, ob man das wirklich richtig entziffert hat. Hier finden Sie ein Beispiel dazu, am Ende der Seite „Wir lernen die Sütterlin Schrift“ finden sie (ganz unten) noch viele andere Beispiele aus verschiedenen Zeiten (von 1637 bis 1942).

 

Alte, heute unbekannte Ausdrücke:

Dazu gehören Krankheiten (Todesursache), alte Berufs- und Fachausdrücke, alte Ortsnamen, Verwandtschaftsverhältnisse, Maße und Zeitangaben.

Es gibt verschiedene genealogische Wörterbücher zum Teil auf CD oder in ein Programm eingebunden, damit man vernünftig suchen kann, etc. Hier möchte ich vor allem auf die Homepage von Ing. Felix Gundacker verweisen: http://www.ihff.at

Herr Ing. Gundacker ist ein Berufsgenealoge, der aber auf seiner WEB-Site viele Hilfen frei zur Verfügung stellt: ohne sein Ortsverzeichnis käme wohl kaum ein Genealoge in den Sudetenländern aus. Dort existieren viele Orte nach der Vertreibung gar nicht mehr, alle anderen haben heute Tschechische Namen. Aber selbst wenn der heutige Name bekannt ist weiß man deshalb noch lange nicht in welchem Archiv die Matriken zu suchen sind. All das hat findet man im Ortsverzeichnis: alter Name, heutiger Name, Bezirk, zugehörige Pfarre mit Angabe seit wann die Geburts- Heirats- und Sterbematriken erhalten sind, in welchem Archiv die Unterlagen heute liegen. Daneben hat er auch ein frei zugängliches Wörterbuch, das von lateinischen Ausdrücken, über Zeitangaben, Berufsbezeichnungen bis zu diversen sonstigen Abkürzungen und Ausdrücken das Wesentliche umfaßt.

 

Zugehörigkeit zu einer Pfarre oder Grundherrschaft:

Die Grenzen von Pfarre und Herrschaft waren oft unterschiedlich. Häufig durfte nur innerhalb einer Pfarre oder Herrschaft geheiratet werden. Und meist blieb man auch ohne Zwang innerhalb dieser Grenzen, weil durch diverse Veranstaltungen (Kirchentag, Markttag) ohnehin dafür gesorgt wurde, daß man nur innerhalb dieser Grenzen einander kennen lernen konnte.

Wie schon im Kapitel Matriken ausgeführt, wurden unter Kaiser Josef II. 1783 grundlegende Änderungen durchgeführt: 700 Klöster wurden aufgelassen. Die freie Wahl der Religion wurde Gesetz. Viele neue Pfarren wurden gegründet. Das heißt, häufig änderten sich plötzlich die alten Pfarrgrenzen und der Genealoge sollte halt wissen, wann welcher Ort zu welcher Pfarre gehörte, will er nicht in den falschen Matriken vergeblich suchen.

 

Forschung gerade in Österreich ist oft nur vor Ort möglich (wenige Zentralarchive). Das bedingt natürlich Reisen und ist somit oft auch eine Geld- und Zeitfrage. Zumindest sollte man aber jede Reise gut vorbereiten, damit man dann vor Ort möglichst rasch alles was man sich vorgenommenen hat erledigen kann.

 

Forschung vor 1600:

Da zitiere ich wegen mangelnder eigener Erfahrung einen anderen Genealogen (Herrn Berkopf):

Vermutlich werden 95% unser Forscherkollegen schon über diese Frage nachgedacht haben, die an dieser magischen 1600er-Grenze angelangt sind.

 

Sicherlich werden Sie bereits wissen, daß es vor den Grundbüchern noch die sogenannten Urbare gab, die weit vor die 1600er Grenze zurückgehen. Doch immer unter dem Anmerkungspunkt - daß nur derjenige in den älteren Archivbeständen auftaucht, der Grundbesitz oder Vermögen hatte, welches man besteuern konnte. Dies ist vielleicht nicht allen bekannt!?

 

Dasselbe Prinzip wurde auch bei den unterschiedlichen Steuerlisten jener Zeiträume angewandt.

 

Der einfache Mensch war seinerzeit bedeutungslos, für die meist adeligen Groß-Grundbesitzer nur "Untertan" und "billige" Arbeitskraft, was eine größere Anzahl ursprünglich auferlegter Robot Verpflichtungen bezeugt. Diese unterschiedlich alten Aufzeichnungen sind meist nur mit einfachen (Vor-)Namen versehen, die ohne genealogischen Hintergrund stehen und von denen keine familiären Zusammenhänge abgeleitet werden können!

 

Nach eigener Lesung unzähliger Aufzeichnungen auch ein paar Worte zu den älteren Kirchenbüchern von Süd-böhmischen Pfarreien, in denen nur Personen mit ihren Vornamen genannt sind. D.h. man hat zwar in einem Dorf mehrere Geburten eines gesuchten Person Namens, doch läßt sich dieser nicht eindeutig (zweifelsfrei) einer bestimmten Ahnenfamilie zuordnen, weil der Familienname im Kirchenbuch fehlt.

 

Bei Kindstaufen wurde meist nur der Vater (manchmal auch nur mit Vorname) eingetragen, sehr oft fehlt dazu die Angabe der Kinds-Mutter. So kann es in dieser Zeit (um 1600) auch des öfteren vorkommen, daß der gesuchte Ahn in seiner kurzen Lebensspanne gleich unter mehreren verschiedenen Vor- und Zunamen in den Archivbeständen auftaucht, da die Namensgebung oft nach Gehör des Beamten geschrieben, nach Gepflogenheit des Pfarrers gedeutet und nach Herkunft, Aussehen, Beruf etc. festgelegt werden konnte.

 

Um dies zu verstehen muß man sich etwas in diese (alte) Zeit hineinversetzen. Wie schon anfangs erwähnt, nach dem einfachen Mann/Frau fragte damals niemand, und die böhmischen Wälder waren oft undurchdringlich und weit! Bei Ansiedlungen von 30-60 Personen kannte jeder jeden (die Personenzahlen sind leicht aus den Seelenbeschreibungen der Jahre 1651 herauszuaddieren).

 

So kann  man auch die oft verbreiteten Mißstände deuten, daß in den Kirchenbüchern zeitweise Lücken vorhanden sind, obwohl der gesuchte Vorfahre und dessen Familie nicht selten seit mehreren hundert Jahren auf ein- und demselben Hof seßhaft war, dieser trotzdem nicht im jeweiligen Kirchenbuch aufscheint. An eine preußische Pünktlichkeit (Genauigkeit) war nicht im entferntesten zu denken.

 

Da der Pfarrer teilweise auch Landwirtschaft betrieb, wurden kirchliche Ereignisse später nachgetragen. Manchmal mögen vielleicht auch Krankheit und Seuchen (u.a. Pest) daran Schuld gewesen sein. So kommt es immer wieder vor, daß Kirchenbuch-Eintragungen nicht personenbezogen zugeordnet werden können, d.h. anstatt der Braut wird der Name der Schwiegermutter eingetragen, beim Vorname des Täuflings trägt man den Heiligennamen ein, der an diesem Tage gerade Namenstag hatte usw. (habe selbst solche Fälle in meiner AT).

 

Hat man vielleicht doch mal das Glück, in einer anderen, vielleicht entfernten Nachbarpfarrei, durch einen Zufall diesen besagten Todestag des Ahns aufzuspüren, ist das angegebene Sterbealter meist gerundet und weicht zum errechneten Geburtsjahr "bis" 20 Jahre ab. Wer wußte schon genau, wann er geboren wurde.

 

Dazu kommen noch die Landwehrzeiten (z.T. Dienst auf Lebenszeit), auch Kriegszeiten, in denen die Grundherrschaft wehrhafte Männer zur Verfügung stellen mußte, die nach einem bestimmten Schlüssel aus den einzelnen Dörfern einfach eingezogen wurden. Manchmal findet man in den Grundbüchern einen Hinweis, daß der besagte im Krieg sei und deshalb sein Erbteil an ihn nicht ausgezahlt werden könne. Auch verblieben manche zwangsweise eingezogenen einfach in der Fremde, um dort zu heiraten, oder ein besseres Leben als zuhause zu führen (u.a. siehe umfassenden Aktenbestand im Kriegsarchiv Wien).

 

In den alten Ehebewilligungen - vor der Heirat mußte die Grundherrschaft um Erlaubnis zur Heirat ersucht werden - liest man immer wieder, daß der Antragsteller weder wußte wann dieser geboren wurde, noch wer seine Eltern waren.

 

Wichtig war, daß der betreffende zwei kräftige Hände zum Arbeiten hatte und sich in das damalige Gesellschaftsgefüge leicht einfügen konnte. Als Besitzloser wurde meist bei den wohlhabenden Bauern gearbeitet - nur um Kost und Logie. Mehr brauchte man eigentlich nicht. Kinderarbeit war alltäglich ,,jeder mußte sein Brot selbst "hart" verdienen. Je mehr eigenes Personal (incl. Kinder) man hatte, desto einfacher konnte man die oft schwierige Feldarbeit bewältigen (alles Handarbeit von morgens bis spät abends).Urlaubstage kannte man ebenfalls nicht. Die einzige Abwechslung aus dem wöchentlichen Alltag waren die Kirchlichen Feiertage, doch auch da mußten erst die häuslichen Nutztiere des Bauern versorgt werden, bevor der Mensch an die Reihe kam.

 

Für den südlichen Raum Böhmens waren hauptsächlich die Klöster Hohenfurt und Goldenkron zuständig, deren Gründungszeit mit 1259/63 angegeben wird.

Die dort vorhandenen Aufzeichnungen sind meist nicht öffentlich zugänglich, auch hätte man mit der Lesung (nach eigenen Erkenntnissen) verschiedentliche Probleme. Nicht selten sind daraus aber von den Klostergeistlichen Abhandlungen in gedruckter Form veröffentlicht worden. Doch dies hilft dem Einzelnen kaum weiter, befaßt sich daß Thema nicht zufällig mit den Bodenverteilungen an die klösterlichen Untertanen (Siedler) dieser Gegend. Auch hierzu benötigt man wieder Insiderwissen: Von den oft kilometerlangen Aktenbeständen sind nur wenige per "Findbuch" erschlossen.

 

Doch auch hier kommt wieder der alte Leitsatz zur Geltung: nur wer Besitz hatte, oder zu Ansehen und "Wohlstand" kam bzw. eine besondere soziale Stellung inne hatte, wurde der Nachwelt namentlich überliefert.

 

So kam mir der Zufall zu Hilfe, da mein Urahne seinerzeit als Lokator (Landzuteiler) fungierte und demzufolge zu Geld und Ansehen kam, dessen Ahnenreihe sich lückenlos bis 1490 zurückverfolgen ließ. Doch dies ist eher schon die Ausnahme.

 

Überwiegend können wir mit unserer Leistung zufrieden sein, wenn wir überhaupt die 1600er Grenze erreichen, sind dies doch immerhin mehrere Tausend Ahnen!

 

Weiter zu Hilfen, Tips, Links, Erklärungen

Bei Maria Elisabeth Tugemann [1000] steht in der Taufmatrik Vater Joh. Karl Tugemann und Mutter Eva Rosina. Nun hat es zu dieser Zeit in Reichenberg 5 Ehepaare Tugemann gegeben bei 3 davon hieß die Mutter Eva Rosina. Zwei Joh. Karl T. waren mit einer Eva Rosinna verheiratet. Da mein Vater prompt ein völlig falsches Ehepaar Tugemann als Eltern der Maria Elisabeth herausschrieb (da hätten die Eltern noch Jahre nach dem Tod die Tochter bekommen) beauftragte ich einen Berrufs-Genealogen in Leitmeritz, wo die Kirchenbücher im Archiv liegen, da Klarheit zu schaffen. Dieser schickte mir auch dann ein Ehepaar Joh. Karl Tugemann oo mit Eva Rosina Gruner. So veröffentlichte ich es dann auch auf dieser Homepage. Ende 2005 schrieb mir Günther Tugemann, ein Familienforscher aus Lörrach (D): die Eltern der Maria Elisabeth Tugemann  sind ein Johann Karl Christoph Tugemann[3412] oo mit Eva Rosina Müller. Und er schickte auch gleich die ganzen Tugemann Linien in dieser Zeit in Reichenberg. Die Eva Rosina Gruner war demzufolge mit einem Joh. Karl Georg T.[1003] verheiratet, hatte aber keine weiblichen Nachkommen.

Man sieht also, bei so vielen gleichen Familiennamen, muß man praktisch alle Familien komplett herausschreiben, damit man die Zusammenhänge sehen kann.