Geographie: Die Kronländer der Österreichisch- Ungarischen Monarchie

 

Von wo überall kamen denn die Ahnen der Familien Broschek/Berger und Rassinger/Lueder her: Soweit ich es bisher überblicken kann, fast ausschließlich aus den ehemaligen Kronländern der Monarchie:

Broschek: mein Urgroßvater Franz Xaver Brožek [39] wuchs in einem kleinen Dorf (Zbylitowska Gora) in der Nähe von Tarnow = in Galizien (heute Polen) auf. Er ging als junger Schlossergeselle, wie es damals üblich war auf  Wanderschaft. (Details dazu siehe Ahnentafel ganz unten: Biographie) Nach 16 Jahren Wanderschaft kam er schließlich nach Wien und heiratete Anna Maria Pix aus Kuttenplaner-Schmelztal/Dreyhacken, Bez.Marienbad (Südwest-Böhmen = Sudetenland).

Mein Großvater Johann Nepomuk Brožek heiratete Josefa Wagner aus dem Burgenland (Linie Wagner bis 1716 in Eisenstadt Umgebung belegt). Im übrigen wurde auf seiner Heiratsurkunde extra vermerkt, daß sein Familienname, wie auch der seines Vaters „Broschek“ ist und nicht Brožek, nichts destotrotz wurden sie einmal so, einmal so geschrieben. Nur die Aussprache war immer klar: Broschek.

Berger: Der erste Berger hat sich in der Nähe von Bregenz angesiedelt. Es konnte noch nicht nachgewiesen werden woher er kam, ich habe aber einigen Grund zu Annahme, daß der aus dem Allgäu (Vorlande) kam. Sein Sohn (Geschwister konnten auch nicht gefunden werden) studierte Jus und kam nach vielen Zwischenstationen (von A-Z Allgäu bis Zillertal) schließlich als Landrichter und Berzirksvorsteher nach Zell am Ziller. Er war verheiratet mit Kreszenzia von Gramm aus dem Allgäu (Linie bis 1599 im Allgäu verfolgbar). Von diesem „zillertaler Berger“ [49] gibt es im Kapitel (Sozial)- Geschichte noch mehr zu erzählen.

Rassinger:  Stammen ursprünglich aus Krain (dem heutigen Slowenien: Pfarren Kronau = Kranjskagora und Jesenice), wanderten schließlich von Generation zu Generation ein wenig weiter nordwärts nach Kärnten. Monikas Großvater Josef Rassinger [16] wurde noch in Oberferlach (südl. der Drau) geboren, ihr Vater in Maria Rain (nördl. der Drau), Monika in Friesach geb. (nördl. Klagenfurt an der Grenze Kärntens zur Steiermark) und aufgewachsen. Monikas Großvater Rassinger [16] heiratete eine Anna Ambrusch aus Köstenberg. Diese Großmütterliche Linie verendet aber bereits eine Generation weiter: Annas Mutter war eine Antonia Finding – also ein Findelkind.

Lueder: soweit verfolgbar (viele ledige Kinder, deren Väter nicht in den Taufmatriken stehen) immer in Kärnten (Gurktal bis Friesacher Gegend). Ein Zufallsfund zeigte aber, daß die Ahnen dieser Linie Knechte und Mägde bei Bauern waren – die hatten natürlich kein Geld zu heiraten, lebten aber zeitlebens bei demselben Bauern in einer Lebensgemeinschaft mit ihren Kindern, die dann wieder als Knechte bzw. Mägde arbeiteten.

 

Wir sehen also, daß die Vorfahren meiner Söhne aus dem Burgenland, Galizien, Böhmen (Sudetenland), Tirol bzw. Allgäu (und oben nicht angeführt: in der Folge Lambach OÖ), Krain (Slowenien) und Kärnten kamen. Also alles Kronländer der Monarchie.

Zur Monarchie gehörten:

Österreich [Tirol mit Südtirol und "Vorlanden" (= Vorarlberg, Allgäu, etc.)]
Böhmen, Mähren und k.k. Schlesien (Tschechien)
Slowakei
Ungarn
Krain (Slowenien)
Galizien (Polen) und Bukowina
Sonstige (Rumänien, Serbien, Kroatien)

 

Franz Joseph war also nicht lediglich Kaiser von Österreich und König von Ungarn, sondern hatte noch eine Reihe weiterer Kronen und Titel inne, manche davon (wie die meisten der auf Italien bezogenen Würden, z.B. des Großherzogs von Toscana) jedenfalls nach Magenta und Solferino nur noch als Anspruchstitel, wieder andere, wie die des Königs von Jerusalem, alleine aus historischen Gründen, und zwar als Erbschaft von den Hohenstaufen über die Anjou und die Lothringer.

 

Diese Würden waren (übrigens auch dort nicht vollzählig, wie sich aus dem Titel mit dem "etc." an mehreren Stellen ergibt) im sogenannten Großen Titel zusammengefaßt. Der Große Titel mußte von allen Schulkindern der Monarchie auswendig gelernt werden. Er lautet:

        Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät

                Franz Joseph I.

        von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich,

        König von Ungarn und Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien und Lodomerien, Illyrien, Lombardo-Venetien;

        König von Jerusalem etc.;

        Erzherzog von Österreich;

        Großherzog von Toskana und Krakau;

        Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steyr, Kärnten, Krain und der Bukowina;

        Großfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren;

        Herzog von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara;

        Gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradiska;

        Fürst von Trient und Brixen;

        Markgraf von Ober- und Niederlausitz und Istrien;

        Graf von Hohenems, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg etc.;

        Herr von Triest, von Cattaro und auf der windischen Mark;

        Großwojwod der Wojwodschaft Serbien

        etc., etc.

Wenngleich der Kaiser von Österreich (erste Zeile des Titels) andere Grenzen als das heutige kleine Österreich in seinem Kaiserreich hatte – wichtig ist die zweite Zeile. Die Königstiteln: da finden wir die meisten (und vor allem am besten erforschten) Ahnen der Linien Broschek/Berger: Galizien und die Sudetenländer (Böhmen).

 

In Galizien kenne ich nur noch die Eltern meines Urgroßvaters Franz Xaver Broschek [39]. Die Kirchenbücher seines Geburtsortes Zbylitowska Gora, von wo auch alle seine Vorfahren kamen wurden im ersten Weltkrieg vernichtet.

 

Warum habe ich oben die Sudetenländer so betont? Die mütterliche Linie (meiner Mutter) kommt nur aus den Sudetengebieten Böhmens. Und da habe ich sehr viel Material (Briefe, etc.), das ich noch gar nicht alles aufgearbeitet habe, von meinem Vater geerbt. Wenn man in der Ahnentafel bei meiner Mutter [8] schaut: aufgewachsen in Eger bei ihrer Großmutter Stummer, da ihre Mutter bei ihrer (meiner Mutters) Geburt starb.

Diese „Großmutter Stummer“ Marie Theres Duschek [60] (einer der Duschek Vorfahren war es auch der gerne von W.A. Mozart bei seinen Prag-Reisen besucht wurde, das geht aus Briefen, die ich habe hervor) war verheiratet mit Dr. Wenzel Josef Stummer [59]: dieser Jurist war nach vielen Stationen in seiner Beamtenlaufbahn schließlich Vice Statthalter von Böhmen, Mähren und Schlesien unter Graf Thun (Statthalter konnte immer nur ein Adeliger werden, daher Vize-Statthalter der ja auch die ganze Arbeit machte). Lange nach seinem Ruhestandsansuchen wurde er auf ausdrücklichen Wunsch sr. Majestät Kaiser Franz Josef schließlich noch für kurze Zeit Innenminister (nicht Vize-) bis zur endgültigen Besetzung. So ging er mit einem deutlich höheren Salär in Ruhestand.

Der Vater dieses interessanten Wenzel Josef Stummer [59] war Augustin Stummer [61] von Beruf  fürstl. Hohenzoll. Herschaftsdirektor in Bistriz Nr. 1 (da gab es einige offene Fragen, daher war ich = Herwig Broschek am 14./15.3.2006 im Staatsarchiv Sigmaringen und studierte dort den Akt Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 39 DS 92 NVA 18.426 über Augustin Stummer). Damit kommen wir aber jetzt endgültig zur Geschichte (was sind Grundherrschaften).

 

Aber man sieht schon von diesen kurzen Auszügen aus der Ahnentafel (jeweils ganz untern auf der Seite wo die hier erwähnte Person als Hauptperson ausgewählt ist), daß die Sudetenländer (hauptsächlich Böhmen) genealogisch von mir recht gut erforscht sind und viele interessante Details bergen, wenn man sie zu lesen versteht (wozu hoffentlich dieser kleine Exkurs beiträgt).

 

Verweise auf andere Genealogen:

Herrn Ofners Homepage:  http://home.pages.at/ahnenforschung-ofner  dort vor allem die Seiten “Eigene Texte”: "Tips für Anfänger", "Wien" und “Kaiser, König, Edelmann, …”

Herrn  Ing. Gundackers Site: http://www.genteam.at/  mit den über 70.000 Orten in der damaligen und heutigen Schreibweise in Österreich, und der Tschechischen und Slowenischen Republik, mit vielen weiteren wichtigen Hinweise über das frühere Kronland, den Gerichtsbezirk, die zuständige Pfarre mit Aufzeichnungsbeginn der Kirchenbücher und eventuelle Vorpfarren, sowie das zuständige Archiv bzw. Diözese.

 

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